Im wöchentlichen Rhythmus veröffentlicht die CFTC, welche Tendenzen an der Terminbörse Commodity Exchange (Comex) hinsichtlich Silber-Futures zu beobachten waren. Unter anderem erfahren die Marktakteure zum Beispiel, ob das allgemeine Interesse an Silber-Futures auf Wochensicht gestiegen oder gefallen ist. Dies wird durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) angezeigt, wobei ein Silber-Future auf dem Papier den Gegenwert von 5.000 Feinunzen Silber bewegt. Besonders interessant wird der Commitments of Traders-Report aber vor allem durch Informationen über die konkreten Transaktionen diverser Gruppen von Marktakteuren. Daraus lassen sich nämlich die Stimmungsschwankungen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) ablesen. Die Daten zeigen nämlich auf, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

In der Woche zum 6. März gab es eine wichtige Besonderheit zu vermelden. Große Terminspekulanten (Non-Commercials) haben den Silber-Future massiv gekauft und zugleich ihr Short-Exposure signifikant reduziert - mit erheblichen Konsequenzen. Aus der in der Woche zuvor gemeldeten ersten Netto-Short-Position (Pessimismus überwiegt) seit fünfzehn Jahren in Höhe von minus 1.500 Kontrakten wurde wieder eine Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) von plus 6.200 Futures. Bei der kumulierten Netto-Long-Position großer und kleiner Spekulanten schlug sich dies in einem kräftigen Wochenplus nieder. Sie erhöhte sich im Vergleich zur Vorwoche von 14.500 auf 21.800 Kontrakte (+50,3 Prozent), was dem stärksten prozentualen Anstieg seit zwei Monaten entsprach.

Besonders interessant: Der von Großspekulanten ausgehende Verkaufsdruck könnte nun auslaufen. In der Vergangenheit folgten auf Phasen, in denen diese Gruppe von Marktakteuren wenig optimistisch oder gar pessimistisch war, häufig stark steigende Silberpreise. Im April 2003 waren zum Beispiel Großspekulanten letztmals mehrheitlich pessimistisch gestimmt (netto short). Damals kostete Silber weniger als fünf Dollar und vervielfachte sich bis 2008 auf 20 Dollar und bis 2011 sogar auf fast 50 Dollar. Mit einem solch "bullishen" Szenario ist derzeit zwar nicht zu rechnen, auf dem reduzierten Niveau sind die Chancen für eine markante Erholungsrally aber recht hoch.

Auf Seite 2: Was Anlegern bei Silber Mut macht

Silber wird zwar häufig als "kleiner Bruder von Gold" bezeichnet, seit dem Jahreswechsel entwickelte der Silberpreis jedoch zusehends ein Eigenleben. Während sich der Goldpreis seither um ein Prozent ermäßigt hat, musste Silber im selben Zeitraum ein Minus von immerhin 4,5 Prozent hinnehmen. Diese Underperformance ist jedoch seit Juli 2016 zu beobachten. Seither hat sich nämlich das Gold/Silber-Verhältnis von 66 auf 80 erhöht. Das heißt: Derzeit benötigt man 80 Feinunzen Silber, um eine Feinunze Gold zu kaufen. Noch höher fiel die Kennzahl letztmals Anfang 2016 aus.

Wichtig zu wissen: Damals verzeichnete der Silberpreis in den Monaten Februar bis Juli einen Kurssprung von 14 auf über 20 Dollar. Sollte das Gold/Silber-Ratio in den Sinkflug übergehen bedeutet, dies nicht zwangsläufig, dass dies mit einem steigenden Silberpreis einhergehen muss. Denkbar wäre auch, dass Silber weniger stark zurückfällt als Gold. Mutige Anleger, die mit der erhöhten Kursschwankungsintensität (Volatilität) bei Silber leben können, sollten in der aktuellen Marktphase verstärkt auf Silber setzen.

Aus charttechnischer Sicht spitzt sich bei Silber die Lage zu, weil aufgrund einer Dreiecksformation in den kommenden Wochen ein Ausbruch immer wahrscheinlicher wird - entweder nach unten oder nach oben. Außerdem befindet sich der Silberpreis auf Tuchfühlung mit der mittelfristigen 100-Tage- sowie der langfristigen 200-Tage-Linie. Sollten diese Trendindikatoren überwunden werden, wäre dies ein starkes Signal zum Einstieg. Ebenfalls positiv zu werten, wäre ein Drehen dieser Durchschnittslinien nach oben. Chartorientierte Investoren interpretieren ein solches Szenario nämlich gerne als Trendwechselsignal. Summa summarum kann man Silber derzeit ein attraktives Chance/Risiko-Profil attestieren.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.